Myofunktionelle Therapie (MFT) / orofaziales Muskeltraining
Die myofunktionelle Therapie (MFT) behandelt organisch oder funktionell bedingte
Störungen der orofazialen Muskulatur (= Kau- und Gesichtsmuskulatur, besonders Zungen- und
Lippenmuskulatur). Diese ist meist schlaff, inaktiv und spannungslos.
Erscheinungsbild und Auswirkungen:
- offener Mund mit vermehrtem Speichelfluss und Mundatmung, dicke, oft aufgesprungene
und spröde Lippen: Bei der Einatmung durch den Mund fehlt die Reinigungs- und Anwärmfunktion
der Nasenschleimhaut, was zu einer erhöhten Infektanfälligkeit der oberen Luftwege führt.
Eine ständig verschnupfte Nase wiederum begünstigt die Atmung durch den geöffneten Mund,
ein sich gegenseitig negativ beeinflussender Kreislauf beginnt. Häufige Erkältungskrankheiten
können auch zu Problemen bei der Hörentwicklung des Kindes führen.
(siehe auch: auditive
Wahrnehmungsstörung / Hörstörungen)
-
falsche Zungenruhelage mit falschem Schluckmuster: Die Zunge liegt schlaff und
inaktiv an, bzw. zwischen den Zähnen und den geöffneten Lippen. Durch diesen ständigen
Druck der Zunge zwischen oder gegen die Zähne entstehen Zahn- und Kieferanomalien (z.B. offener
Biss, hoher schmaler Gaumen). Es kommt zu Aussprachefehlern besonders der Laute |s|, |sch|, |l|,
|n|, |d|, |t|, die interdental, d.h. zwischen den Zähnen gebildet werden (z.B. "Lispeln",
Multiple Interdentalität). (siehe auch: Artikulationsstörungen / Dyslalie)
Ursachen:
- genetische Veranlagung
- falsche Säuglingsernährung durch ungeeignete Fläschchensauger mit meist zu großer
Saugöffnung
- übermäßiges Daumenlutschen oder Schnullernuckeln (länger als 3 Jahre)
- Behinderung der Nasenatmung (z.B. vergrößerte Polypen, häufige Erkältungen)
- hypotone Ganzkörperspannung (schlaffe, inaktive Muskulatur)
- Gesichtsanomalien (z.B. extrem vergrößerte Zunge oder angewachsenes Zungenbändchen)
Therapieschwerpunkte:
- Unterstützung beim Abgewöhnen von Daumenlutschen oder Schnullernuckeln
- Aufbau einer gesunden Ganzkörperspannung (oft in Zusammenarbeit mit Ergotherapie,
bzw. Krankengymnastik)
- mundmotorische Übungen zur Kräftigung und Beweglichkeit der Zungen- und Lippenmuskulatur
- Aktivierung der Nasenatmung (Mundschluss)
- Finden und Einhalten der Zungenruhelage
- Einübung des richtigen Schluckaktes (mit fester und flüssiger Nahrung)
- Lautanbahnung und Festigung der betroffenen Laute
- Erarbeitung der "Hausaufgaben" ( tägliche häusliche Übungen notwendig!)
Eine Verordnung für die myofunktionelle Therapie kann auch vom Zahnarzt und Kieferorthopäden
erfolgen. Diese Verordnungen sind nicht an den derzeitigen Heilmittelkatalog gebunden.