Dysgrammatismus
Der Dysgrammatismus zählt wie die Dyslalie zu den Sprachentwicklungsstörungen.
Beim Dysgrammatismus ist die Fähigkeit, Sätze und Wörter korrekt zu bilden, d.h.
die Grammatik normgerecht anzuwenden, eingeschränkt.
Grammatik umfasst die zwei Bereiche Syntax und Morphologie.
Die Syntax beschreibt die Struktur des Satzes oder anders gesagt, die Wortfolge. So steht z.B.
im deutschen Aussagesatz das flektierte Verb an zweiter Stelle: "heute kommt Opa - Opa kommt heute"
Die Morphologie beschreibt, wie sich die einzelnen Wörter verändern, je nachdem, welche
Funktion sie im Satz tragen (z.B. kann das Wort "haben" als "hat", "hast", oder "hatte" vorkommen.).
Ein Dysgrammatismus liegt vor, wenn sich Syntax und Morphologie deutlich erkennbar von der
Grammatik gleichaltriger Kinder unterscheiden!
Welche Merkmale treten bei dysgrammatisch sprechenden Kindern häufig auf?
- Eine insgesamt verspätet einsetzende Sprachentwicklung (2.-3. Lebensjahr)
-
Festhalten an der Subjekt-Objekt-Verb-Stellung oft bis ins Alter von 6 Jahren, z.B. "die Maus
in Haus gehe".
-
Das Erlernen grammatischer Morpheme (die Veränderung/Beugung von Wörtern) fällt diesen Kindern
sehr schwer, und sie brauchen sehr lange, um diese Regeln zu verinnerlichen. Es werden
beispielsweise Pluralendungen wie "Häusers" gebildet, oder Verben werden im Infinitiv oder
als Wortstamm gebildet anstatt in die passende Form konjugiert zu werden, z.B. "Des habe die Mama".
Therapie und Behandlungsdauer:
Da sprachliche Leistungen wie Wortschatz und Lautbildung bei dysgrammatisch sprechenden Kindern
häufig sogar recht gut entwickelt sind, weist vieles auf eine strukturelle Teilleistungsstörung hin,
der das Kind relativ hilflos ausgesetzt ist. Ohne Sprachtherapie geht die Entwicklung nur
schleppend voran. Sobald die Diagnose Dysgrammatismus steht, sollte mit der Therapie begonnen
werden!
Zu Beginn der Therapie steht eine differenzierte Analyse des Entwicklungsstandes von Syntax
und Morphologie.
Dann begleitet der Therapeut das Kind schrittweise durch die (gesamte) Sprachentwicklung bis
es selbstständig in der Lage ist, seine Grammatik zu vervollständigen.
Je nach Schweregrad kann eine Dysgrammatismustherapie relativ lange, oft sogar mehrere Jahre
dauern. Die Behandlung sollte auf jeden Fall, solange noch Symptome bestehen, bis ins
Schulalter begleitend fortgesetzt werden, da eine unvollständig entwickelte Grammatik
unweigerlich zu Schwierigkeiten in der Schullaufbahn, etwa beim Schreiben von Aufsätzen, führt.